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SELBSTHILFE

Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

Erstellt am 05.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Wer einen Angehörigen zu Hause pflegt, ist besonderen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist es besonders wichtig, sich Unterstützung zu suchen, um den Pflegealltag besser bewältigen zu können. Dies kann zum Beispiel in Form von Selbsthilfegruppen geschehen, in denen sich Gleichgesinnte austauschen und gegenseitig unterstützen können.

Es wird eine Seniorin beim Spaziergang mit einer Angehörigen gezeigt. Beide sind herbstlich gekleidet. Die Angehörige hat sich bei der Seniorin untergehakt und sie lächeln sich an.
Foto von Ridofranz auf istockphoto.com

In Deutschland gibt es schätzungsweise 100.000 Selbsthilfegruppen, in denen sich Menschen mit gleichen Anliegen oder Problemen organisieren, um etwas gegen das Problem oder für das Anliegen zu tun. Themen sind häufig chronische Erkrankungen oder Lebenskrisen, die Gruppen können aber auch themenoffen organisiert sein. Auch für pflegende Angehörige gibt es zahlreiche Zusammenschlüsse (ca. 1.500 Gruppen in Deutschland), in denen sie sich mit anderen Pflegenden austauschen und Unterstützung erhalten können.

Welche Arten von Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Selbsthilfegruppen für Pflegepersonen, die auf unterschiedliche Bedürfnisse und Situationen zugeschnitten sind. Einige dieser Gruppen konzentrieren sich auf bestimmte Krankheiten oder Behinderungen, andere auf bestimmte geografische Regionen oder Altersgruppen. Hier einige Beispiele:

Krankheitsspezifische Gruppen: Diese Gruppen konzentrieren sich auf die Pflege von Menschen mit bestimmten Krankheiten oder Behinderungen wie Alzheimer, Parkinson, Krebs, Diabetes oder Multiple Sklerose.

Altersspezifische Gruppen: Diese Gruppen konzentrieren sich auf pflegende Angehörige in bestimmten Altersgruppen, z.B. junge oder ältere pflegende Angehörige.

Regionale Gruppen: Diese Gruppen sind auf eine bestimmte geografische Region beschränkt, z. B. eine Stadt oder eine Gemeinde. Sie bieten den Mitgliedern die Möglichkeit, sich mit anderen Angehörigen in ihrer Nähe zu vernetzen.

Online-Gruppen: Diese Gruppen treffen sich virtuell über Online-Plattformen wie Foren und Chatrooms wie z. B. das Forum für pflegende Angehörige oder Treffpunkt pflegende Angehörige. Sie bieten Pflegepersonen die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, auch wenn sie nicht persönlich an den Gruppentreffen teilnehmen können.

Offene Gruppen: Diese Gruppen stehen allen pflegenden Angehörigen offen und bieten allgemeine Unterstützung und Austauschmöglichkeiten. Sie können sich auf verschiedene Themen wie emotionale Unterstützung, Stressbewältigung oder praktische Pflegetipps konzentrieren.

Wo finde ich Selbsthilfegruppen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige zu finden. Hier sind einige Möglichkeiten:

  • Online-Suche: Eine kurze Online-Suche nach "Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige" oder "Pflege-Selbsthilfegruppen" kann eine Liste von Gruppen in Ihrer Region oder Online-Gruppen ergeben, z. B. das Netzwerk Selbsthilfe für Bremen und Nordniedersachsen, Menschen-Pflegen für Rheinland-Pfalz oder KISS für Hamburg.
  • Lokale Pflegeeinrichtungen: Krankenhäuser, Pflegeheime, Hospize oder Pflegeeinrichtungen können Informationen über Selbsthilfegruppen vor Ort haben oder eigene Gruppen anbieten.
  • Nationale Organisationen: Es gibt bundesweite Organisationen, die sich auf die Unterstützung Pflegender spezialisiert haben, z. B. die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen oder die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft. Diese Organisationen bieten oft Ressourcen und Informationen über Selbsthilfegruppen vor Ort.
  • Selbsthilfe-Kontaktstellen: In vielen Städten und Gemeinden gibt es Selbsthilfekontaktstellen, die über Selbsthilfegruppen und andere Ressourcen informieren. Diese Kontaktstellen sind oft über das Internet oder telefonisch zu finden.
  • Social Media: Social Media-Plattformen wie Facebook können auch eine Möglichkeit sein, Gruppen in Ihrer Region oder Online-Gruppen zu finden. Suchen Sie einfach nach Gruppen mit relevanten Schlüsselwörtern oder fragen Sie in allgemeinen Pflege- oder Gesundheitsgruppen nach Empfehlungen.
  • Apps: Mit der App in.kontakt können pflegende Angehörige Informationen und Erfahrungen austauschen. Der Vorteil der App liegt in der Orts- und Zeitunabhängigkeit. Sie ist deutschlandweit verfügbar und kostenlos.

Es ist nicht immer leicht, genau die richtige Selbsthilfegruppe zu finden. Um sicher zu gehen, können Sie in einem Vorgespräch Ihre Erwartungen klären und sich über die verschiedenen Möglichkeiten vor Ort informieren.


Weitere Ressourcen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen:


Vorteile und Nachteile einer Selbsthilfegruppe

Selbsthilfegruppen sind nicht für jeden geeignet. Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick zu Vorteilen und Nachteilen von Selbsthilfegruppen, damit Sie besser abschätzen können, ob diese Form der Unterstützung für Sie die richtige ist.

VORTEILE

  • Förderung von Austausch: In einer Selbsthilfegruppe können die Mitglieder ihre Erfahrungen mit anderen teilen und darüber sprechen, wie sie mit ihren Herausforderungen umgegangen sind.
  • Praktische Hilfe: Teilnehmer haben die Möglichkeit, konkrete Strategien zu vermitteln & zu erhalten, um die häusliche Pflege und den Umgang mit dieser besser zu meistern.
  • Emotionale Unterstützung:  Mitglieder können sich gegenseitig ermutigen und trösten, wenn es nötig ist.
  • Wissensvermittlung: Mitglieder können in Selbsthilfegruppen ihr Wissen über die Pflege austauschen, um anderen zu helfen, ihre Situation besser zu verstehen.
  • Gemeinschaftliches Engagement: Teilnehmer können gemeinsame Unternehmungen oder Projekte planen und durchführen.
  • Kontaktvermittlung: Mitglieder können in einer Selbsthilfegruppe neue Freundschaften schließen.
  • Kosten: Selbsthilfegruppen sind in den meisten Fällen kostenlos. Es können geringe Kosten wie Raummiete, Porto, Telefon etc. anfallen. Diese werden von der Gruppe selbst getragen oder von Projekten, Krankenkassen etc. finanziert.

NACHTEILE

  • Konfliktpotential: Wie in jeder Gruppe kann es auch in einer Selbsthilfegruppe zu Konflikten und/oder Meinungsverschiedenheiten kommen.
  • Spirale der Negativität: In manchen Selbsthilfegruppen kommt die „Selbsthilfe“ zu kurz, die Treffen tendieren zu dauerhaftem „Gejammer“ – dies kann sich negativ auf Ihre eigenen Gefühle auswirken.
  • Resilienz nötig: In Selbsthilfegruppen werden Sie ggfs. mit harten Schicksalsschlägen anderer Menschen konfrontiert – damit müssen Sie umgehen können.

Förderung durch die GKV und dem BMG

Bereits seit 1987 stellt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Rahmen der Projektförderung Zuwendungen als Zuschüsse zur Unterstützung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe und zur Förderung von Maßnahmen zur selbstbestimmten Lebensgestaltung von Menschen mit Behinderungen zur Verfügung. Schwerpunkte der Selbsthilfeförderung des BMG sind die Finanzierung von bundesweiten Modellprojekten und Maßnahmen, die sich mit aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe befassen. Dazu gehören beispielsweise der demografische Wandel, die Mitgliedergewinnung und -motivation, die zunehmende Digitalisierung und Nutzung sozialer Medien sowie innovative Ansätze zur Verbesserung und Sicherung der Qualität in der Selbsthilfe. Eine institutionelle Förderung ist ausgeschlossen.

Nach § 20h SGB V fördern auch die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände Selbsthilfegruppen und -organisationen, die sich für die gesundheitliche Prävention oder Rehabilitation der Versicherten bei bestimmten Krankheitsbildern einsetzen. Im Jahr 2023 stehen insgesamt rund 90,62 Millionen Euro zur Verfügung, das entspricht 1,23 Euro je Versicherten. Die Förderung erfolgt als Pauschalförderung und als Projektförderung. Seit Inkrafttreten des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TVSG) werden mindestens 70 Prozent der Gesamtmittel als kassenartenübergreifende Pauschalförderung für die Basisfinanzierung der gesundheitlichen Selbsthilfe zur Verfügung gestellt. Die verbleibenden 30 Prozent fließen in die krankenkassenindividuelle Projektförderung. Die Umsetzung der Selbsthilfeförderung auf Bundes-, Landes- und Ortsebene wird durch die Selbsthilfeförderrichtlinie des GKV-Spitzenverbandes geregelt, um eine einheitliche Rechtsanwendung und Transparenz zu gewährleisten. Das Digitale Versorgungsgesetz (DVG) stellt sicher, dass auch digitale Anwendungen in der Selbsthilfe innovativ und nachhaltig berücksichtigt werden.

Zuletzt geändert am 23.02.2024

QUELLEN
  1. Selbsthilfegruppen für: Pflegebedürftigkeit, Handicap, Krankheit, https://www.pflege-durch-angehoerige.de/selbsthilfegruppen/#Verzeichnis_Selbsthilfegruppen (besucht am 04.09.2023)
  2. Selbsthilfe-Gruppen: Austausch mit anderen Betroffenen, https://www.pflegewegweiser-nrw.de/selbsthilfe-gruppen (besucht am 04.09.2023)
  3. Digitale Selbsthilfe für pflegende Angehörige, https://www.wir-pflegen.net/helfen/digitale-selbsthilfe (besucht am 04.09.2023)
  4. Selbsthilfeförderung, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/s/selbsthilfefoerderung.html (besucht am 04.09.2023)

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