Wenn Pflegebedürftige Gewalt anwenden

In einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) aus dem Jahr 2018 gaben rund 47 Prozent der befragten pflegenden Angehörigen an, psychische und physische Gewalt durch Pflegebedürftige erlebt zu haben. 32 Prozent erlebten Beleidigungen oder abfällige Bemerkungen und 36 Prozent gaben an, angeschrien und herumkommandiert worden zu sein. Auch Schläge, Ziehen, Stoßen mit dem Rollstuhl oder Rollator werden von einigen pflegenden Angehörigen erlebt.

Körperliche Gewalt kann nicht nur physische Angriffe wie Schlagen, Beißen, Treten oder Kratzen umfassen, sondern auch sexuelle Übergriffe können vorkommen, z.B. wenn eine pflegebedürftige Person die pflegende Person unsittlich berührt oder sexuell belästigt. Verbale Gewalt kann ebenfalls sehr schädlich sein, wenn Pflegebedürftige die Pflegenden verbal angreifen, beleidigen oder bedrohen. Dies kann zu psychischen Belastungen führen, die die Pflegenden stark beeinträchtigen können. So sind die Betroffenen oft sehr angespannt, überfürsorglich und reagieren abweisend auf Fragen nach Verletzungen.

Die Gründe für diese Gewalt können sehr unterschiedlich sein. Manchmal sind es kognitive Einschränkungen sowie körperliche und psychische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall oder Alzheimer, die zu unangemessenem Verhalten führen und die natürliche Hemmschwelle der Pflegebedürftigen verlieren lassen. Insbesondere Angehörige von demenzkranken Pflegebedürftigen berichteten in der ZQP-Studie häufiger von Gewalt als andere Pflegende.

Auch Schmerzen, Frustration oder Angst können zu aggressivem Verhalten beitragen. So kann der Umzug in ein Pflegeheim belastend sein: Eine neue Umgebung, feste Strukturen und der Verlust der Selbstständigkeit können zu Aggressionen führen. Auch bei der häuslichen Pflege ist es für die Betroffenen schwer zu akzeptieren, dass in ihre Privat- und Intimsphäre eingegriffen wird. Dies kann als entwürdigend empfunden werden.

Es ist wichtig, dass sich Pflegende vor Gewalt durch Pflegebedürftige schützen können. Um dies zu erreichen, sollten sie in erster Linie geschult und unterstützt werden, um angemessen auf das Verhalten der Pflegebedürftigen reagieren zu können. Sprechen Sie mit der pflegebedürftigen Person über ihr Leben, ihre Gewohnheiten, Bedürfnisse und Wünsche. Versuchen Sie, so weit wie möglich darauf einzugehen. Entfernen Sie alle Gegenstände, die zu Waffen werden könnten und bieten Sie Lösungen an. Lassen Sie sich auf jeden Fall beraten, wie Sie mit solchen Situationen besser umgehen können. Das ZQP führt eine Liste mit Notruf-Adressen an die Sie sich gerne wenden können.

Bei akuter körperlicher Gewalt durch den Pflegebedürftigen ist es am besten, sich selbst und eventuell anwesende Personen zu schützen. Wenn möglich, Hilfe holen, Unbeteiligte wegschicken, Abstand halten und den Pflegebedürftigen beruhigen. Wenn Sie merken, dass die betroffene Person kurz vor einem Gewaltausbruch steht, versuchen Sie sie zu beruhigen, indem Sie

Verbale Aggressionen sind oft Reaktionen auf die Situation, in der sich der Pflegebedürftige befindet, und keine Wut auf Sie persönlich. Oft lassen die Pflegebedürftigen einfach ihren Frust raus. Bleiben Sie ruhig und geduldig und zeigen Sie Verständnis für die Situation.

Zuletzt geändert am 23.02.2024