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PFLEGEFORMEN

Richtige Pflegeform wählen

Erstellt am 07.09.2023 | Jennifer Albrecht
Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ist die Wahl der richtigen Pflegeform selten einfach, denn jede Form bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Neben den Kosten und der Art der Versorgung, sollte auch darauf geachtet werden, ob die Pflegeform den Wünschen und Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person gerecht wird.

Eine Seniorin, im Rollstuhl sitzend, ist mit einem Angehörigen draußen spazieren. Der Angehörige hat ihr von hinten die Hände auf die Schultern gelegt.
Foto von Halfpoint auf istockphoto.com

Es wird in der Regel zwischen drei Formen der Pflege unterschieden zwischen:

  1. der ambulanten Pflege Zuhause,
  2. der vollstationären Pflege in einem Pflegeheim,

  3. der teilstationären Pflege, einer Mischform aus den ersten Formen.

Darüber hinaus gibt es noch Sonderformen wie die 24h-Pflege oder, bei Krankheit oder Urlaub der Pflegeperson, Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege.

Ob und in welchem Umfang die Pflegekassen die Kosten für die jeweilige Pflegeform übernehmen, hängt vom genehmigten Pflegegrad ab. Die Höhe des Pflegegrads richtet sich nach dem Grad der Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen.

Für wen eignet sich die Pflege Zuhause?

Die ambulante Pflege zu Hause ist die von den meisten Pflegebedürftigen gewünschte Versorgungsform, da sie den Verbleib in der gewohnten häuslichen Umgebung ermöglicht. Im Jahr 2019 wurden 4 von 5 Pflegebedürftigen ambulant durch einen Angehörigen und/oder einen ambulanten Pflegedienst versorgt.

Eine Pflege Zuhause stellt Angehörige jedoch vor besondere Herausforderungen: Zum einen lässt sich die Pflege eines Angehörigen oft nur schwer mit einer Berufstätigkeit vereinbaren. Ist eine Vereinbarkeit nicht möglich, muss ein ambulanter Pflegedienst herangezogen werden. Zum anderen muss das Wohnumfeld besondere Anforderungen erfüllen. Gegebenenfalls muss ein barrierefreier Umbau der Wohnung stattfinden, damit eine häusliche Pflege überhaupt möglich ist.

Eine ambulante Pflege zuhause eignet sich, wenn

  • der Versicherte im gewohnten Umfeld verbleiben will,
  • der Versicherte noch selbstständig genug ist, dass nur ein geringer Pflegeaufwand erforderlich ist,

  • die Angehörigen die Pflege zuhause übernehmen können bzw. ein geeigneter Pflegedienst gefunden werden kann,

  • es keine geeigneten Pflegeeinrichtungen in der Nähe gibt, die den Ansprüchen gerecht werden.

Die Vorteile und Nachteile der ambulanten Pflege

Wir haben die Vor- und Nachteile der ambulanten Pflege kurz für Sie zusammengefasst:

Vorteile Nachteile
Ermöglicht eine individuelle Betreuung Rund-um-die-Uhr-Betreuung meist nicht möglich
Kosten sind vergleichsweise niedrig Weniger Betreuung und Förderung bei Demenz
Versicherter verbleibt in gewohntem Umfeld Pflegende Angehörige müssen sich ggfs. beruflich und finanziell einschränken
Erhöhte körperliche und psychische Belastung von Angehörigen
Ggfs. erhebliche bauliche Maßnahmen erforderlich

Eine ambulante Pflege zuhause wird von den Pflegekassen in der Regel besonders gefördert. Es besteht Anspruch auf kostenlose Pflegekurse und Pflegeberatung für Versicherte und ihre Angehörigen. Zudem besteht die Möglichkeit Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder eine Kombination aus beidem zu beziehen. Auch der barrierefreie Ausbau des gewohnten Zuhauses wird gefördert. Die Leistungen im Detail finden Sie in unserer Übersicht zu den Pflegegraden.


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Für wen eignet sich die stationäre Pflege?

Eine vollstationäre Pflege ist oftmals unausweichlich, wenn der Versicherte Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 hat. Der Pflegebedarf ist hier in der Regel so hoch, dass eine Pflege im häuslichen Umfeld weder durch Angehörige noch durch einen ambulanten Pflegedienst erbracht werden kann. Aber auch Versicherte mit niedrigerem Pflegegrad bevorzugen in einigen Fällen die stationäre Unterbringung, wenn sie sich dort sicherer fühlen.

Eine stationäre Pflege eignet sich, wenn

  • der Pflegebedarf nicht mehr durch Angehörige bzw. den Pflegedienst sichergestellt werden kann,

  • sich der Versicherte in einer stationären Einrichtung sicherer bzw. wohler fühlt

  • eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung & -Versorgung gewünscht wird,

  • aufgrund einer Demenzerkrankung eine besondere Betreuung und Förderung notwendig sind.

Die Vorteile und Nachteile der vollstationären Pflege

Dies sind die Vorteile und Nachteile einer vollstationären Pflege kurz zusammengefasst:

Vorteile Nachteile
Medizinische Betreuung rund um die Uhr gewährleistet Stationäre Pflege hat höhere Gesamtkosten & Selbstbeteiligung
Reinigung & Mahlzeiten sind gesichert Pflegepersonal wechselt bzw. überlastet
Barrierefreiheit ist gegeben Versicherte müssen mit weniger Privatsphäre & kleinerer Wohnfläche zurechtkommen
Zugang zu Freizeitaktivitäten & sozialen Kontakten Pflege ist weniger individuell als bei ambulanter Pflege
Förderung & Betreuung bei Demenz gewährleistet Weniger Kontakt zu Angehörigen aufgrund ggfs. längerer Anfahrtswege
Angehörige werden entlastet

Bei Versicherten mit Pflegegrad 2 bis 5 beteiligt sich die Pflegekasse an den Kosten für eine pflegerische bzw. medizinische Versorgung in einem Pflegeheim. Wie hoch die Leistungen im Detail aussehen, können Sie in unserer Übersicht zu den Pflegegraden entnehmen. Versicherte mit Pflegegrad 1 haben die Möglichkeit den so genannten Entlastungsbetrag für eine stationäre Betreuung einzusetzen.

Für wen eignet sich eine teilstationäre Unterbringung?

Die teilstationäre Pflege in Form von Tages- und Nachtpflege ist eine Mischform aus ambulanter Pflege zuhause und stundenweiser Unterbringung in einer stationären Einrichtung. Sie erlaubt es Versicherten, einen Teil des Tages in ihrer gewohnten Umgebung zu verbringen und ermöglicht gleichzeitig eine umfassende medizinische Betreuung.

Eine Tagespflege oder Nachtpflege eignen sich, wenn

  • Angehörige, die die Pflege zuhause übernehmen, zeitweise Entlastung benötigen (z.B. während sie einer Arbeit nachgehen),

  • der Versicherte tagsüber einer Betreuung bedarf, aber in vertrauter Umgebung schlafen will,

  • der Versicherte einer speziellen nächtlichen Betreuung bedarf (bspw. aufgrund von Demenz),

  • der Versicherte an Freizeitaktivitäten mit Gleichgesinnten teilnehmen möchte.

Vorteile und Nachteile der Tagespflege bzw. Nachtpflege

Wir haben für Sie die Vorteile und Nachteile der teilstationären Betreuung zusammengefasst:

Vorteile Nachteile
Angehörige werden entlastet Höhere Gesamtkosten bzw. Selbstbeteiligung als bei reiner ambulanter Pflege
Professionelle medizinische & pflegerische Versorgung zeitweise gewährleistet Wechselndes Pflegepersonal
Demenzkranke werden adäquat betreut Ständig wechselnde Umgebung bzw. Pendeln kann zu Stress führen
Ermöglicht Teilnahme an sozialen Aktivitäten

Bei Versicherten mit Pflegegrad 2 bis 5 beteiligt sich die Pflegekasse an den Kosten für die medizinische bzw. pflegerische Versorgung in einer teilstationären Einrichtung. Kosten für Unterbringung und Verpflegung sind, wie auch bei der vollstationären Pflege, privat zu tragen. Versicherte mit Pflegegrad 1 haben die Möglichkeit, den Entlastungsbetrag für eine teilstationäre Pflege einzusetzen. Alle Leistungen finden Sie im Detail auf unserer Übersichtsseite für die einzelnen Pflegegrade.

Sonderform: die 24-Stunden-Pflege

Bei der 24-Stunden-Pflege handelt es sich um eine Sonderform der ambulanten Pflege: Eine Betreuungsperson lebt gemeinsam mit dem Versicherten in einer Wohnung und kümmert sich um grundpflegerische Maßnahmen bzw. um die Haushaltsführung in den vereinbarten Arbeitszeiten. Insofern ist die Bezeichnung „24-Stunden-Pflege“ irreführend, da auch eine im Haushalt lebende Betreuungsperson geregelte Arbeits- und Erholungszeiten hat. Außerdem darf die Betreuungsperson keine medizinische Versorgung übernehmen – hierfür muss weiterhin eine professionelle Pflegekraft hinzugezogen werden. Auch die Finanzierung ist hier schwieriger: Für eine 24-Stunden-Pflege kann nur das Pflegegeld verwendet werden, der Rest des vereinbarten Lohns sowie die Kosten für die medizinische Versorgung müssen privat getragen werden.

Zuletzt geändert am 23.02.2024

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