So erfassen Sie den Pflegebedarf Ihres Angehörigen
Die richtige Einschätzung des Pflegebedarfs Ihres Angehörigen ist aus mehreren Gründen ein wichtiger erster Schritt, nachdem ein Pflegefall aufgetreten ist. Zum einen hilft es Ihnen, einen Überblick zu gewinnen, und dient als Entscheidungshilfe bei der Suche nach der richtigen Pflegeform. Zum anderen unterstützt Sie eine detaillierte Dokumentation dabei, eine zufriedenstellende Entscheidung bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit herbeizuführen.
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Inhaltsverzeichnis
In Ihrer Familie tritt unerwartet ein Pflegefall auf – was nun? Zunächst einmal atmen Sie tief durch. Es hilft jetzt nicht, den Kopf zu verlieren und in Panik zu versinken. Am besten berufen Sie einen Familienrat ein und besprechen in der Gruppe, wie die nächsten Schritte gehandhabt bzw. wie die Pflege organisiert werden soll.
Holen Sie sich Hilfe
Neben Familienmitgliedern gibt es weitere Ressourcen, auf die Sie zur Unterstützung zurückgreifen können, um den Pflegebedarf Ihres Angehörigen richtig zu erfassen. Sprechen Sie beispielsweise mit dem Hausarzt Ihres Angehörigen oder dem behandelnden Klinikpersonal, um eine realistische Einschätzung zum Gesundheitszustand zu erhalten. Hier erfahren Sie auch, wie die Prognose aussieht und wie lange die Pflegesituation voraussichtlich andauern wird. Machen Sie sich Notizen zum Medikationsplan, sammeln Sie Gutachten und Berichte und besprechen Sie, welche Hilfsmittel vermutlich benötigt werden (z.B. Gehhilfen).
Darüber hinaus können Sie sich auch an die Pflegeberaterinnen Ihrer Pflegekasse oder in einem Pflegestützpunkt in Ihrer Näher wenden. Dort erhalten Sie Beratung zu allen relevanten pflegerischen Themen, aber auch zu gesetzlichen Regelungen oder Ihrem möglichen Leistungsanspruch. Informieren Sie sich ausgiebig zu den unterschiedlichen Pflegeformen, damit Sie später die richtige Entscheidung für sich und Ihren Angehörigen treffen können.
Sie haben einen Pflegegrad beantrag? So geht's weiter:
Dokumentieren Sie die tägliche Pflege in einem Pflegetagebuch
Befindet sich Ihr Angehöriger Zuhause und nicht in einer Klinik, haben Sie die Möglichkeit, die alltägliche Pflegesituation genau zu dokumentieren. Hierfür empfehlen wir das Führen eines Pflegetagebuchs – eine praktische Vorlage können Sie sich hier herunterladen.
Ein gut geführtes Pflegetagebuch hilft Ihnen, einen genauen Überblick darüber zu erhalten
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was Ihr Angehöriger noch eigenständig leisten kann,
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welche pflegerischen Maßnahmen notwendig sind,
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ob Sie diesen Maßnahmen gewachsen sind bzw. ob Sie das nötige Wissen besitzen, um diese Handlungen auszuführen.
Wie selbstständig ist Ihr Angehöriger noch?
Um den Grad der Pflegebedürftigkeit festzustellen, wird untersucht, wie selbstständig Ihr Angehöriger sich noch im Alltag bewegen kann. Dafür werden vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MD) sechs Module geprüft:
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Modul: Mobilität
Hier wird beurteilt, wie gut Ihr Angehöriger Bewegungen ausführen bzw. steuern kann. -
Modul: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Hier stehen die geistigen Fähigkeiten Ihres Angehörigen im Mittelpunkt. -
Modul: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
In diesem Modul wird beurteilt, wie der Pflegebedürftige mit schwierigen Situationen umgeht bzw. wie Gefühle gesteuert werden. -
Modul: Selbstversorgung
Es wird beurteilt, inwieweit Fähigkeiten bspw. für das selbstständige Bereiten von Mahlzeiten od. die Körperhygiene vorhanden sind. -
Modul: Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
In diesem Modul wird bewertet, ob Ihr Angehöriger selbstständig in der Lage ist, bspw. Spritzen zu setzen oder dem Medikationsplan zu folgen. -
Modul: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Hier wird untersucht, inwiefern eine eigenständige Strukturierung des Alltags bzw. Kontaktpflege mit Freunden/Angehörigen möglich ist.
Diese sechs Module und die zugehörigen Fragestellungen finden Sie auch in unserer Vorlage für ein Pflegetagebuch wieder. Dokumentieren Sie Ihre Pflegesituation am besten über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder einigen Wochen, um ein genaues Bild zu gewinnen. Ein gut geführtes Pflegetagebuch macht nicht nur den Besuch des MDK einfacher, es kann Ihnen im Zweifel auch beim Einlegen eines Widerspruchs als gute Argumentationshilfe dienen.
Zuletzt geändert am 23.02.2024
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Pflegegrade https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflegegrade.html (besucht am 05.09.2023)