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PFLEGEHILFSMITTEL

Einmalhandschuhe – Schutz vor Keimen

Erstellt am 13.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Einmalhandschuhe spielen in der Pflege eine entscheidende Rolle, da sie vor Infektionen schützen und ein Gefühl von Sicherheit bei der Durchführung von Pflegetätigkeiten vermitteln. Wir erläutern Ihnen die verschiedenen Typen von Einmalhandschuhen und welche Vor- und Nachteile diese mit sich bringen.

Einmalhandschuhe dienen dem Schutz des Pflegebedürftigen und der Pflegeperson vor Keiminfektionen. Es gibt verschiedene Materialien für Einmalhandschuhe, deren Vor- und Nachteile berücksichtigt werden müssen. Einmalhandschuhe sind ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Hygienekonzeptes, aber kein Allheilmittel. Falsch eingesetzt verursachen sie unnötige Kosten, beeinträchtigen die Gesundheit des Trägers und können sogar dazu führen, dass mehr Keime übertragen werden als ohne Handschuhe.

Wie bekomme ich Einmalhandschuhe erstattet?

In der häuslichen Pflege können Pflegebedürftige mit einem Pflegegrad bei ihrer Pflegekasse die Kostenübernahme für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch beantragen. Kosten von bis zu 40 € pro Monat können, bei erfolgter Genehmigung, direkt mit der Kasse abgerechnet werden. Diese Pflegehilfsmittel können in einem Paket angefordert werden, das neben Einmalhandschuhe auch Flächendesinfektionsmittel, Händedesinfektionsmittel, Bettschutzeinlagen und Mundschutz enthalten kann, je nachdem, was von der Kasse genehmigt wurde. Um die Pflegehilfsmittel zu erhalten, muss entweder ein Antrag von Ihnen gestellt werden (kann auch über einen Dienstleister erfolgen) oder die Pflegehilfsmittel werden im Rahmen der Pflegebegutachtung durch den MD oder MEDICPROOF empfohlen. Die Pflegekasse muss innerhalb von drei Wochen nach Antragseingang über den Leistungsantrag entscheiden. Ist für die Entscheidung ein ärztliches Gutachten erforderlich, verlängert sich die Frist auf fünf Wochen.



Die verschiedenen Materialien von Einmalhandschuhen

Es gibt zwei Arten von Handschuhen: sterile und nicht sterile Handschuhe. Sterile Handschuhe werden hauptsächlich beim Verbandswechsel oder bei Operationen verwendet. Für die häusliche Pflege sind unsterile Handschuhe ausreichend. Einweghandschuhe gibt es in verschiedenen Größen, denn die richtige Passform ist sehr wichtig, damit die Handschuhe nicht drücken oder verrutschen. In der Regel kann zwischen den Größen S, M, L und XL gewählt werden. Neben der Handschuhgröße ist auch das Material wichtig. Man kann zwischen Vinyl, Latex oder Nitril wählen. Im Folgenden werden die besonderen Eigenschaften der verschiedenen Materialien dargestellt.

  • Latexhandschuhe bieten eine gute Passform, Elastizität und Tastsensibilität. Sie sind sehr flexibel und ermöglichen präzises Arbeiten. Latexhandschuhe bieten einen wirksamen Schutz gegen eine Vielzahl von Chemikalien und Mikroorganismen. Manche Menschen können jedoch allergisch auf Latex reagieren. Daher sollten Latexhandschuhe bei bekannter Latexallergie vermieden werden.

  • Vinylhandschuhe sind eine kostengünstige Alternative und eignen sich gut für den Einsatz in Bereichen, in denen ein geringeres Risiko der Chemikalienexposition besteht. Sie bieten eine gute Barriere gegen Verunreinigungen, lassen sich leicht anziehen und sind hautfreundlich. Im Vergleich zu Latex- oder Nitrilhandschuhen sind Vinylhandschuhe jedoch weniger elastisch und bieten ein geringeres Tastempfinden. Sie können auch weniger widerstandsfähig gegen Einstiche oder Risse sein.

  • Nitrilhandschuhe sind eine beliebte Wahl im medizinischen und pflegerischen Bereich. Sie bieten eine ausgezeichnete Beständigkeit gegen Chemikalien, Öle, Fette und bestimmte Arten von Mikroorganismen und bestehen aus einem synthetischen Material. Nitrilhandschuhe sind hypoallergen und eine gute Alternative für Latexallergiker. Sie sind auch widerstandsfähiger gegen Einstiche und Risse als Latex- oder Vinylhandschuhe. Nitrilhandschuhe bieten außerdem eine gute Passform und Tastsensibilität.

  • Vitrilhandschuhe sind eine Kombination aus Vinyl und Nitril. Sie bieten eine gute Beständigkeit gegen Chemikalien und Mikroorganismen sowie eine bessere Elastizität und Tastsensibilität als reine Vinylhandschuhe. Vitrilhandschuhe können eine kostengünstige Alternative zu Nitrilhandschuhen sein und bieten dennoch einen guten Schutz.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswahl des geeigneten Handschuhmaterials von den spezifischen Anforderungen, Risiken und Präferenzen abhängt.

Gepuderte vs. ungepuderte Handschuhe

Gepuderte und ungepuderte Handschuhe beziehen sich auf die Oberflächenbehandlung von Einmalhandschuhen. Gepuderte Handschuhe sind mit einem Puder behandelt, in der Regel Maisstärke oder Talkum. Das Puder wird verwendet, um das An- und Ausziehen der Handschuhe zu erleichtern, indem Reibung und Feuchtigkeit reduziert werden. Es kann auch dazu beitragen, das Schwitzen der Hände zu verringern. Gleichzeitig trocknet das Puder die Haut stark aus, hinterlässt Rückstände auf der Kleidung und reizt die Schleimhäute. Außerdem kann es allergische Reaktionen auslösen, insbesondere bei Latexhandschuhen. Aus diesen Gründen sind gepuderte Latexhandschuhe im medizinischen Bereich seit 1998 verboten und ungepuderte Handschuhe haben an Beliebtheit gewonnen. Ungepuderte Handschuhe aus Nitril, Vinyl oder Vitril sind hypoallergen und verringern das Risiko von Hautirritationen oder allergischen Reaktionen. Sie bieten eine gute Passform, Tastsensibilität und Barrierefunktion ohne Puder als potenzielle Kontaminations- oder Reizquelle. Sie eignen sich auch besser zur Vermeidung von Kontaminationen in sensiblen Umgebungen wie der Lebensmittelverarbeitung oder bestimmten Labortätigkeiten.


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Wann sollte ich Einmalhandschuhe tragen?

In der häuslichen Pflege sollten Einmalhandschuhe in folgenden Situationen getragen werden:

  1. Körperpflege: Beim Waschen, Duschen oder Baden des Pflegebedürftigen, um den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder -ausscheidungen zu vermeiden.

  2. Wundversorgung: Beim Reinigen, Desinfizieren oder Verbinden von, um sich und den Pflegebedürftigen vor einer möglichen Infektion zu schützen.

  3. Verabreichung von Medikamenten: Bei der Verabreichung von Medikamenten, insbesondere in Form von Salben, Cremes, Injektionen oder Zäpfchen, um Kontaminationen zu vermeiden und die Übertragung von Keimen zu reduzieren.

  4. Ausscheidungsmanagement: Beim Wechsel von Inkontinenzprodukten wie Windeln oder Einlagen sowie bei der Reinigung des Genitalbereichs nach dem Toilettengang, um den Kontakt mit Urin oder Stuhl zu vermeiden.

  5. Reinigungsarbeiten: Bei der Reinigung von Oberflächen oder Pflegehilfsmitteln wie das Pflegebett oder einer Bettpfanne, um die Haut vor Reizungen oder chemischer Belastung zu schützen.

Was ist zu beachten?

Einmalhandschuhe können zuverlässig vor Infektionen und Chemikalien schützen, wenn sie richtig und verantwortungsvoll eingesetzt werden.  

  • Bestimmen Sie die richtige Handschuhgröße mit Hilfe eines Maßbandes an der breitesten Stelle der Hand (ohne Daumen). Die Größe ist in der Produktbeschreibung oder auf der Verpackung der Handschuhe angegeben. Unsterile Handschuhe sind in der Regel in den Größen S, M und L erhältlich, einige Hersteller bieten auch die Sondergrößen XS, XL und XXL an. Sterile Handschuhe sind in den Größen 6 bis 9 erhältlich, wobei die Größen in 0,5er-Schritten zunehmen.

  • Legen Sie Schmuck wie Ringe oder Armbänder vor Gebrauch der Handschuhe ab, da diese das empfindliche Material der Handschuhe beschädigen und eine Eintrittspforte für Keime darstellen können.

  • Beim Anziehen die Handfläche nach oben halten und den Kontakt mit der Außenseite der Handschuhe vermeiden, indem man den Rand umklappt und nur die Innenseite festhält. Mit dem zweiten Handschuh ebenso verfahren.

  • Minimieren Sie die Tragzeiten am besten auf unter 20 Minuten. Denn je länger die Handschuhe getragen werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie durchlöchert werden.

  • Ziehen Sie die Handschuhe richtig aus. Beim Ausziehen fassen Sie die Innenseite des Handschuhs und ziehen ihn aus. Beim Ausziehen den zweiten Handschuh über den ersten ziehen, ähnlich wie man Socken umkrempelt.

  • Desinfizieren Sie unbedingt Ihre Hände, denn Handschuhe sind kein Ersatz für die Händedesinfektion. Durch Mikrorisse in den Handschuhen kann die Haut trotzdem mit kontaminiertem Material in Berührung kommen. Desinfizieren Sie deshalb Ihre Hände vor und nach dem Gebrauch der Handschuhe.

  • Verwenden Sie Einweghandschuhe nur einmal. Auch wenn die Handschuhe nach Gebrauch äußerlich noch einwandfrei aussehen, sollten sie dennoch entsorgt werden. Es besteht sonst die Gefahr der Keimübertragung.

  • Einmalhandschuhe sind auch unterwegs eine praktische Hilfe. Wenn Sie z.B. einem Familienmitglied auf die Toilette helfen müssen, können Sie sich auch hier optimal schützen.

  • Entsorgen Sie die Handschuhe fachgerecht. Die Handschuhe sollten mit der Innenseite nach außen im Restmüll entsorgt werden. Der Restmüll wird am Ende des Entsorgungsprozesses verbrannt und vernichtet somit auch kontaminierte Handschuhe.

Nachteile von Einmalhandschuhen

Das Hauptproblem beim Tragen von Einmalhandschuhen ist die trügerische Sicherheit, die sich bei den meisten einstellt. Viele glauben, ausreichend geschützt zu sein und verzichten auf die Händedesinfektion oder sind nachlässig beim Ausziehen der Handschuhe. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Einmalhandschuhe auch unter normalen Umständen nie 100% dicht sind. Deshalb sollte man sich nicht allein auf die Handschuhe verlassen und sie wirklich nur dann benutzen, wenn es wirklich notwendig ist.

Zuletzt geändert am 19.02.2024

QUELLEN
  1. Medizinische Einmalhandschuhe und Schutzhandschuhe: Indikation und Desinfektion, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/ThemenAZ/H/Handschuhe.html (besucht am 12.09.2023)
  2. GKV: Produktgruppe 54 – Zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel, https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home/verzeichnis/5da0d94f-5222-4e7b-8291-8bc64e970be3 (besucht am 12.09.2023)

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