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PFLEGEHILFSMITTEL

Händedesinfektion – Händehygiene zum Selbstschutz und Fremdschutz

Erstellt am 11.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Die hygienische Händedesinfektion ist in der Pflege unerlässlich, um die Verbreitung von Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen zu reduzieren. Diese Erreger können durch Kontakt auf die Hände gelangen und von dort auf die zu pflegenden Personen übertragen werden.

Bildausschnitt von zwei Händen. Eine jüngere Hand liegt Zuneigung spendend auf der Hand einer Seniorin auf.
Bild von Sabine van Erp auf Pixabay

Eine wirksame Händedesinfektion ist sowohl für den Patientenschutz als auch für den Eigenschutz wichtig. Sie trägt dazu bei, Infektionen zu vermeiden und Infektionsketten zu unterbrechen. Gerade pflegebedürftige Menschen sind aufgrund von Wunden, körpernahen Hilfsmitteln wie Kathetern und etwaigen Erkrankungen besonders infektionsgefährdet. Eine hygienische Händedesinfektion schützt hier den Pflegebedürftigen vor einer Übertragung. Gleichzeitig kann die pflegende Person durch die Desinfektion ihre eigene Gesundheit schützen, indem sie die Übertragung von Krankheitserregern auf sich selbst verhindert.

Wie bekomme ich Händedesinfektionsmittel erstattet?

In der häuslichen Pflege können Pflegebedürftige mit einem Pflegegrad bei ihrer Pflegekasse die Kostenübernahme für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch beantragen. Kosten von bis zu 40 € pro Monat können, bei erfolgter Genehmigung, direkt mit der Kasse abgerechnet werden. Diese Pflegehilfsmittel können in einem Paket angefordert werden, das neben Händedesinfektionsmittel auch Flächendesinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Bettschutzeinlagen und Mundschutz enthalten kann, je nachdem, was von der Kasse genehmigt wurde. Um die Pflegehilfsmittel zu erhalten, muss entweder ein Antrag von Ihnen gestellt werden (kann auch über einen Dienstleister erfolgen) oder die Pflegehilfsmittel werden im Rahmen der Pflegebegutachtung durch den MD oder MEDICPROOF empfohlen. Die Pflegekasse muss innerhalb von drei Wochen nach Antragseingang über den Leistungsantrag entscheiden. Ist für die Entscheidung ein ärztliches Gutachten erforderlich, verlängert sich die Frist auf fünf Wochen.



Wann sollte ich mir die Hände desinfizieren?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Robert-Koch-Institut (RKI) haben auf der Grundlage eines wissenschaftlich fundierten Konzepts des Genfer Universitätshospitals fünf Situationen aufgelistet, in denen eine hygienische Händedesinfektion indiziert ist – das sogenannte „5 Momente-Konzept“. Diese basieren primär auf der Anwendung in der stationären Pflege, können aber auch auf die häusliche Pflege übertragen werden. In der häuslichen Pflege wird jedoch zwischen sozialen und medizinisch-pflegerischen Kontakten unterschieden. Während medizinisch-pflegerische Maßnahmen immer eine Händedesinfektion erfordern, ist dies bei sozialen Kontakten mit pflegebedürftigen Angehörigen in der Regel nicht notwendig. Medizinisch-pflegerische Kontakte umfassen Situationen, in denen die Intimsphäre des Pflegebedürftigen nicht gewahrt ist, einschließlich der Hilfe bei der Körperpflege.

  1. VOR direktem Kontakt mit dem Pflegebedürftigen z. B. waschen, Puls oder Blutdruck messen etc., müssen die Hände desinfiziert werden, um ihn vor Erregern zu schützen.
  2. VOR jeder aseptischen (keimfreien) Tätigkeit z. B. Verbandwechsel, Berühren von Wunden oder Schleimhäuten, Katheterpflege etc., müssen die Hände desinfiziert werden, um eine Kontamination zu vermeiden.
  3. NACH dem Kontakt mit potenziell infektiösem Material z. B. nach der Intimpflege, nach dem Wechsel von Inkontinenzmaterial oder nach dem Reinigen des Pflegebedürftigen, müssen die Hände desinfiziert werden, um sich als Pflegeperson zu schützen.
  4. NACH allgemeinen Kontakt mit dem Pflegebedürftigen, also nach dem Beenden der Pflegetätigkeiten, sollten Sie ich zum Schutz die Hände desinfizieren.
  5. NACH dem Kontakt mit der direkten Umgebung des Pflegebedürftigen.

Sollten Sie während der pflegerischen Tätigkeit auch Einmalhandschuhe tragen, gelten diese fünf Momente der Händedesinfektion ebenso. Denn die Einmalhandschuhe, die Sie als Pflegehilfsmittel zum Verbrauch (Produktgruppe 54) erhalten, sind unsterile Handschuhe. Sterile Handschuhe dagegen gehören der Produktgruppe 19 an. Egal welche Einmalhandschuhe verwendet werden, sie ersetzen niemals die Händedesinfektion. Sie dienen in erster Linie dem Eigenschutz, die Desinfektion dem Fremdschutz.

Händedesinfektion vs. Händewaschen

Händewaschen reinigt die Hände und ist wichtig, wenn die Hände verschmutzt sind oder nach dem Toilettengang. In allen anderen Pflegesituationen ist eine Händedesinfektion notwendig, um Erreger abzutöten. Es ist nicht notwendig, beides zu kombinieren, da häufiges Händewaschen die Haut belastet.

Wann also soll ich mir die Händewaschen?

  • Wenn sie nach Hause kommen
  • Wenn Ihre Hände schmutzig sind
  • Nachdem Sie auf der Toilette waren

Eine Ausnahme bilden sporenbildende Bakterien: Ist Ihr pflegebedürftiger Angehöriger mit diesen infiziert, müssen zusätzliche Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Vor der Pflegetätigkeit sollten Sie Ihre Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe tragen. Nach der Pflege sollten Sie Ihre Hände erneut desinfizieren und gründlich mit Wasser und Seife waschen.

Händesdesinfektion Händewaschen
Vorteile

- beseitigt Krankheitserreger auf der Hautoberfläche

- hat keinen negativen Einfluss auf den Schutzfilm der Haut

- befreit die Hände von Verschmutzungen

- verringert die Belastung durch Keime

Nachteile

- reinigt nicht

- löst Brennen bei Hautrissen und Wunden aus

- häufiges Händewaschen trocknet die Hände aus und stört den Hautschutzfilm

- Erreger werden nicht zuverlässig inaktiviert

Arten von Händedesinfektionsmittel

Händedesinfektion kann nach zwei verschiedenen Aspekten unterschieden werden: Zum einen nach der Darreichungsform, also zum Beispiel als Spray, Tuch, Gel oder einfach flüssig, und zum anderen nach dem Wirkungsbereich. Für welche Applikationsform Sie sich entscheiden, bleibt Ihnen überlassen. Flüssige Formen lassen sich gut dosieren, so dass Sie je nach Handgröße Ihre Hände vollständig benetzen können. Die Händedesinfektion in Tuchform eignet sich vor allem für unterwegs, produziert aber in jedem Fall unnötig viel Abfall.

Der wichtigste Faktor bei der Entscheidung, welche Art der Händedesinfektion für Sie am besten geeignet ist, ist der Wirkungsbereich. Händedesinfektionsmittel können sich in ihrer Wirksamkeit gegen verschiedene Arten von Krankheitserregern unterscheiden. Die Angabe "99,9 Prozent der Bakterien" ist im medizinisch-pflegerischen Bereich nicht ausreichend, da professionelle Produkte nach standardisierten Prüfverfahren getestet werden. Das Wirkungsspektrum wird auf dem Etikett oder in der Produktinformation angegeben. Folgende Fachbegriffe können auf einem Händedesinfektionsmittel stehen:

Begriff Resistent gegen
bakterizid

Bakterien und antibiotikaresistente Bakterien (multiresistente Keime)

levurozid Hefen
fungizid

Pilze und ihre Sporen (Schimmelpilze etc.)

mykobakterizid

Mykobakterien

tuberkulozid

Tuberkuloseauslösende Mykobakterien

begrenzt viruzid

Behüllte Viren (Coronaviren, HIV oder Ebolaviren)

begrenzt viruzid PLUS

Behüllte Viren und Adenoviren, Rotaviren und Noroviren

viruzid

Behüllte und unbehüllte Viren (Rhinoviren, Hepatites-A-Viren)

Je nach Art der vorkommenden Viren muss ein Produkt mit entsprechender Wirksamkeit eingesetzt werden.

Worauf muss ich beim Händedesinfizieren achten?

Um für eine ausreichende Wirksamkeit beim Händedesinfizieren zu sorgen, sollten Sie folgendes beachten:

  1. Bitte wenden Sie das Mittel nur auf gesunder Haut an.
  2. Beim Desinfizieren müssen Ihre Hände trocken sein.
  3. Verwenden Sie ausreichend Desinfektionsmittel. Ihre Hände müssen vollständig benetzt sein.
  4. Legen Sie ein besonderes Augenmerk auf die Fingerkuppen und Daumen.
  5. Halten Sie die Einwirkzeit ein, mind. 30 Sekunden.
  6. Pflegen Sie Ihre Haut regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes.
  7. Vermeiden Sie das Händewaschen mit Wasser und Seife, wenn es nicht unbedingt notwendig ist, um Ihre Hautbarriere zu schützen.

Zuletzt geändert am 19.02.2024

QUELLEN
  1. RKI: Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesen, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Downloads/Haendehyg_Rili.pdf?__blob=publicationFile (besucht am 10.09.2023)
  2. RKI: Dichtung und Wahrheit – von Mythen, Irrtümern und Begleitumständen zur Händedesinfektion, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/19_19.pdf?__blob=publicationFile (besucht am 10.09.2023)
  3. GKV: Produktgruppe 54 – Zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel, https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home/verzeichnis/5da0d94f-5222-4e7b-8291-8bc64e970be3 (besucht am 10.09.2023)

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